Psychische Gesundheit am Arbeitsplatz

Ob Depression, Angststörung oder Burn-out: Die Arbeit kann bei der Entstehung psychischer Probleme und Störungen eine Rolle spielen. Die psychische Gesundheit am Arbeitsplatz zu fördern ist daher besonders wichtig – für den Einzelnen, für die Unternehmen und somit auch für die Gesellschaft.


Auf einen Blick

Ein Arbeitsplatz, der die psychische Gesundheit erhält und fördert, ist für das Berufs- und das Privatleben wichtig.

Auch das Gesetz sieht vor, dass die psychische Gesundheit am Arbeitsplatz zu fördern ist.

Sind Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter psychisch belastet oder erkrankt, wirkt sich dies auch auf das Unternehmen und die Gesellschaft aus.

2015 verursachten psychische Störungen Krankheitskosten in Höhe von rund 44,4 Milliarden Euro.

Berufliche Faktoren tragen zur großen Zahl seelischer Belastungen und Erkrankungen bei.

Gut gestaltete Arbeitsbedingungen können eine Ressource sein, die zu Gesundheit und Motivation der Beschäftigten beiträgt.


Wie wichtig ist die Förderung psychischer Gesundheit am Arbeitsplatz?

Viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer kennen psychische Belastungen am Arbeitsplatz und die daraus folgenden Beschwerden. Die Zahl der dadurch bedingten Krankheitstage ist hoch – ebenso die Zahl der Frühberentungen aufgrund psychischer Erkrankungen. Im Jahr 2018 entfielen 15,8 Prozent (= 90.100) aller Arbeitsunfähigkeitstage auf psychische und Verhaltensstörungen, diese Zahl hat sich im Vergleich zu 2004 (46.300; 10,5 Prozent) fast verdoppelt. Lediglich Muskel- und Skeletterkrankungen haben einen höheren Anteil an der Arbeitsunfähigkeit. Psychische Erkrankungen stellen mit 42,7 Prozent die Hauptursache für Frühverrentungen dar. Zudem fühlen sich viele Menschen durch ihre Arbeit seelisch stark belastet oder großem Stress ausgesetzt. So lassen sich bei 24 Prozent der Beschäftigten leichte (16 Prozent) oder konkrete Hinweise (8 Prozent) auf depressive Symptome finden.

Die psychische Gesundheit am Arbeitsplatz zu fördern ist eine gemeinsame Aufgabe mit vielen Beteiligten. Eine besondere Verantwortung kommt dabei Arbeitgebern und Institutionen des Gesundheitswesens zu. Mittlerweile gibt es ein umfangreiches Informations- und Unterstützungsangebot für mehr psychische Gesundheit am Arbeitsplatz – bereitgestellt von Initiativen des Bundes, der Länder oder der Unfallversicherungsträger, von Krankenkassen oder anderen Einrichtungen des Gesundheitswesens.

Wichtig zu wissen: Seelische Erkrankungen wirken sich auf alle Lebensbereiche aus. Psychische Gesundheit wiederum ist ein wichtiger Faktor für ein zufriedenes Leben – im Privaten und in der Berufswelt. Fragen der psychischen Gesundheit spielen daher nicht nur für den Einzelnen eine große Rolle, sondern auch für Unternehmen und die Gesellschaft insgesamt.


Welche Zahlen und Fakten sind bekannt?

Für einen Zusammenhang zwischen Arbeitsbelastung und psychischen Problemen oder Erkrankungen gibt es zahlreiche Belege. Allerdings ist die Tendenz nicht mehr wie in früheren Jahren in allen Bereichen steigend.

Nahezu jede zweite Frührente hat psychische Gründe.

Einige Zahlen und Fakten im Überblick:

Arbeitsintensivierung und mangelnde Handlungsspielräume machten 2018 mehr Beschäftigten zu schaffen als in den Jahren zuvor. Zwar empfindet nur etwa ein Fünftel der Befragten es als belastend, die eigene Arbeit und Pausenzeiten nicht planen zu können. Verschiedene Aspekte der Arbeitsintensivierung werden aber von weit mehr als der Hälfte der Befragten als belastend eingestuft. Bis an die Grenzen der Leistungsfähigkeit zu arbeiten oder bei Planungen der betrieblichen Zukunft und relevanten Informationen außen vor zu sein, belastet mehr als drei Viertel der Betroffenen.

Der Anteil der Menschen im erwerbsfähigen Alter, die von einer psychischen Erkrankung betroffen sind, ist in den vergangenen Jahren nicht gestiegen, liegt aber mit etwa 30 Prozent weiter auf einem hohen Niveau.

Zwischen 1999 und 2019 hat sich die Zahl der Fehltage von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern aufgrund psychischer Erkrankungen mehr als verdreifacht. 2018 waren in Deutschland 2,2 Millionen Menschen betroffen.

Nahezu jede zweite Frührente ist auf psychische Ursachen zurückzuführen.

Durch andauernde Arbeitsbelastungen steigt das Risiko, an einer psychischen Störung zu erkranken, um 50 Prozent und mehr.

Die im Zusammenhang mit psychischen und Verhaltensstörungen entstandenen Krankheitskosten betrugen im Jahr 2015 rund 44,4 Milliarden Euro – das entspricht einem Anteil von 13,1 Prozent an allen Krankheitskosten.


Welche Gründe nennen Experten für psychische Belastungen und Erkrankungen?

Für die psychische Gesundheit spielen viele Faktoren eine Rolle. Daher lassen sich auch die exakten Gründe für psychische Störungen nicht immer ohne Weiteres benennen. Die Forschung geht aber davon aus, dass die heutige Arbeitswelt in vielen Fällen die Entstehung psychischer Belastungen und Erkrankungen begünstigt.

Laut einer umfangreichen „Wissenschaftlichen Standortbestimmung“ zu psychischer Gesundheit in der Arbeitswelt der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin haben folgende Faktoren einen Einfluss auf die psychische Gesundheit:

  • Tätigkeitsspielraum
  • Arbeitsintensität
  • Arbeitszeitgestaltung
  • Emotionsarbeit
  • soziale Beziehungen (insbesondere in Zusammenhang mit der Führungskraft)
  • Gestaltung der Arbeitsumgebung (zum Beispiel hinsichtlich Lärm)

Eine Studie im Rahmen des „Arbeitsprogramms Psyche“ der Gemeinsamen Deutschen Arbeitsschutzstrategie (GDA) kommt – ergänzt um Arbeitsplatzunsicherheit – zu ähnlichen Ergebnissen. Auch die Ergebnisse des psyGA-Monitors „Psychische Gesundheit in der Arbeitswelt“ zeigen, dass steigende emotionale und quantitative, physische und kognitive Anforderungen an Beschäftigte negativ auf die Gesundheit und das Wohlbefinden einwirken.


Welche gesetzlichen Regelungen gibt es?

Dass auch psychische Aspekte zur Gesundheit am Arbeitsplatz gehören, ist längst gesetzlich verankert. Wesentlich sind dabei die Regelungen im Arbeitsschutzgesetz (ArbSchG) von 1996. Es definiert einen ganzheitlichen Gesundheitsbegriff und sagt unter anderem aus, dass „Arbeit so zu gestalten ist, dass eine Gefährdung für Leben und Gesundheit möglichst vermieden und die verbleibende Gefährdung möglichst gering gehalten wird“.

Ziel ist eine „menschengerechte Gestaltung der Arbeit“. Dies schließt nicht nur die körperlichen, sondern auch die psychischen Aspekte mit ein. „Technik, Arbeitsorganisation, sonstige Arbeitsbedingungen, soziale Beziehungen und Einfluss der Umwelt auf den Arbeitsplatz“ müssen sachgerecht verknüpft werden. Psychische Belastungen sind im Rahmen der gesetzlich vorgeschriebenen Gefährdungsbeurteilung einzubeziehen.

Die psychische Gesundheit am Arbeitsplatz spielt aber auch noch in anderen gesetzlichen Regelungen eine Rolle. Dazu zählen unter anderem:

  • Arbeitssicherheitsgesetz (ASiG)
  • Arbeitsstättenverordnung (ArbStättV)
  • Maschinenverordnung
  • Sozialgesetzbuch (SGB V)

Wichtig zu wissen: Auch das betriebliche Gesundheitsmanagement (BGM) bezieht die psychische Gesundheit am Arbeitsplatz mit ein. Es wird von drei Säulen getragen: dem Arbeitsschutz, dem betrieblichen Eingliederungsmanagement und der betrieblichen Gesundheitsförderung. Umfragen haben ergeben, dass Arbeitgeber der Pflicht, psychische Aspekte einzubeziehen, in der Praxis noch nicht immer nachkommen. Die Gesetzeslage ist jedoch eindeutig: Unternehmen müssen auch die psychische Gesundheit der Beschäftigten im Blick haben.


Wo finde ich weitere Informationen zur psychischen Gesundheit am Arbeitsplatz?

Im Internet gibt es mehrere unabhängige Quellen, die umfassende Informationen zum Thema „Psychische Gesundheit am Arbeitsplatz“ zur Verfügung stellen.

Besonders umfangreich ist das Angebot des Projekts „psyGA“. Es bietet ein Internetportal, das sich ganz der psychischen Gesundheit am Arbeitsplatz widmet. psyGA ist ein Angebot der Initiative Neue Qualität der Arbeit (INQA), die das Bundesministerium für Arbeit und Soziales 2002 ins Leben gerufen hat. Im INQA-Steuerkreis engagieren sich unter anderem Bund, Länder und kommunale Spitzenverbände, Arbeitgebervereinigungen, Gewerkschaften, Unternehmen, die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin sowie erfahrene Expertinnen und Experten.

Zur Webseite psyga.info

Für eine Gefährdungsbeurteilung unter Berücksichtigung psychischer Belastungen bietet das Arbeitsprogramm Psyche der Gemeinsamen Deutschen Arbeitsschutzstrategie zahlreiche Informationen und Handlungshilfen.

Zur Webseite gda-psyche.de

Weitere hilfreiche Informationen zu diesem Thema erhalten Sie auch beim:

Bundesministerium für Arbeit und Soziales: Kein Stress mit dem Stress

Bundesministerium für Gesundheit: Förderung der psychischen Gesundheit und des Wohlbefindens am Arbeitsplatz

BKK Dachverband e.V.: Psychisch krank im Job

Quelle: Bundesministerium für Gesundheit (BMG), Referat 524 „Nationales Gesundheitsportal“ (21.08.2020), https://gesund.bund.de/gesunde-ernaehrung (Stand: 28.09.2021)