Essstörungen: Wenn Essen zur Belastung wird

Mit Essstörungen verbinden viele Menschen hauptsächlich Magersucht (Anorexia nervosa). Es gibt aber auch andere Formen, beispielsweise die Ess-Brech-Sucht (Bulimie) und die Binge-Eating-Störung (regelmäßig auftretende Essanfälle). Essstörungen sind ernsthafte Erkrankungen, die behandelt werden müssen.


Auf einen Blick

Essstörungen sind nicht immer mit Untergewicht verbunden, auch starkes Übergewicht oder Normalgewicht sind möglich.

Bei Menschen mit Essstörungen ist der Alltag stark durch dieses eine Thema geprägt und beeinflusst.

Die Gründe für eine Essstörung können persönlicher, familiärer oder gesellschaftlicher Natur sein. Auch die Veranlagung kann eine Rolle spielen.

Hinweis: Die Informationen dieses Artikels können und sollen einen Arztbesuch nicht ersetzen und dürfen nicht zur Selbstdiagnostik oder -behandlung verwendet werden.


Was sind Essstörungen?

Essstörungen sind ernsthafte Erkrankungen, die unbedingt behandelt werden müssen. Bei den Betroffenen sind vor allem der Umgang mit Essen und der Bezug zum eigenen Körper gestört. Gesundheitsschädigendes Unter- oder Übergewicht kann die Folge sein.

Essstörungen sollte man in jedem Fall ernst nehmen: Denn sie können langfristige Folgen für die Gesundheit haben.

Es gibt verschiedene Formen von Essstörungen: Magersucht (Anorexia nervosa), Ess-Brech-Sucht (Bulimie) und die „Binge Eating“-Störung (Essanfälle oder -attacken ohne gewichtsregulierende Maßnahmen). Auch Mischformen kommen sehr häufig vor. Jede dieser Krankheiten kann und sollte behandelt werden. Je früher man sie erkennt, desto höher sind die Chancen einer erfolgreichen Behandlung und der Rückkehr in ein gesundes Essverhalten.


Die Ursachen für Essstörungen sind vielfältig

Essstörungen haben sehr unterschiedliche Ursachen. Bei der Entstehung können verschiedene Faktoren zusammenwirken, die sich gegenseitig beeinflussen. So können persönliche, familiäre, biologische und gesellschaftliche Faktoren Ursachen für ein gestörtes Essverhalten sein.

Vor allem junge Menschen orientieren sich stark am verzerrten Schönheits- und Körperbild, das Werbung, Zeitschriften und Fernsehen mit Diäten und Gesundheitstrends, Bildern und Lebensstilen von Stars oder erfolgreichen Bloggern vermitteln. Dies kann dazu führen, dass sie sich ständig mit dem Essen, ihrem Gewicht und der eigenen Figur beschäftigen. Wenn weitere Faktoren hinzukommen, kann dies der Beginn einer Essstörung sein.


Essstörungen entwickeln sich häufig schleichend

Viele Menschen geraten schrittweise und unbemerkt in eine Essstörung. Das kann etwa dadurch begünstigt werden, dass man sich immer mehr mit anderen vergleicht. Nach und nach kann ein verzerrtes Selbstbild entstehen – sowie der übermäßige Drang, eine „perfekte“ Figur zu erlangen oder sich ideal zu ernähren. Oft treiben Menschen mit Essstörungen zusätzlich extrem viel Sport, um selbst die kleinsten „Sünden“ auszugleichen. Zugleich leidet das Selbstbewusstsein, und die Themen Nahrung und Körpergewicht nehmen einen immer größeren Stellenwert ein. Es bleibt dann kaum mehr Raum für andere Dinge.

So wird das Essverhalten zunehmend zu einem Ausgangspunkt für gesundheitliche Probleme: Starkes Untergewicht kann zu Muskelschwund, Osteoporose oder Unfruchtbarkeit führen. Übergewicht und Fettleibigkeit (Adipositas) erhöhen unter anderem das Risiko für Herz- und Kreislauferkrankungen oder Gelenk- und Rückenprobleme. Aber auch psychische Störungen wie Angststörungen und Depressionen können sich daraus entwickeln – und umgekehrt auch Gründe für die Entwicklung einer Essstörung sein.

Wichtig zu wissen: Es handelt sich bei einer Essstörung nicht um eine harmlose „Phase“, die von alleine vorübergeht. Essstörungen sind schwere psychische Erkrankungen, die einer professionellen Behandlung bedürfen.


Hilfe und Therapie

Menschen mit Essstörungen fällt es häufig schwer, die Krankheit als solche anzuerkennen und sich helfen zu lassen. Eine entsprechende medizinische und psychotherapeutische Behandlung ist dann umso wichtiger, sollte aber nicht erzwungen werden.

Meist ist es für Betroffene schwierig, Essstörungen alleine wieder in den Griff zu bekommen. In vielen Fällen braucht es deshalb medizinische und auch psychologische Unterstützung.

Betroffene, die Hilfe suchen, und Angehörige von Betroffenen können sich beispielsweise an ihren Hausarzt oder ihre Hausärztin wenden.

Auch seriöse Beratungsstellen wie das anonyme Beratungstelefon der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) können Menschen mit Essstörungen dabei unterstützen, eine passende Behandlungsmöglichkeit zu finden. Zum Beratungstelefon

Je nach Form der Essstörung und ihrem Schweregrad kann die Therapie ambulant oder in einer Klinik erfolgen. Die Behandlung hat zum Ziel, zu einem gesunden Essverhalten zurückzufinden. Eine psychotherapeutische Behandlung ist hier ein wichtiger und zentraler Bestandteil.

Was Angehörige von Betroffenen tun können:

Zuhören und Verständnis zeigen – das kann Betroffenen bereits die erste Last nehmen.

Ohne Druck agieren: keine Vorwürfe, Schuldzuweisungen, Drohungen oder zwanghafte Regeln formulieren. Vorerst kleine Schritte gehen.

Sorgen und Bedenken schonend thematisieren, ohne das Körpergewicht und Essverhalten der betroffenen Person in den Mittelpunkt zu stellen.

Mit dem Tabu brechen und offen und klar über das Thema sprechen.

Gemeinsam versuchen, Angst und Hürden abzubauen, indem man Unterstützung und Begleitung anbietet und das Selbstvertrauen stärkt.

Weitere Informationen und Beratungsangebote zu Essstörungen stellt die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) auf ihrer Website zur Verfügung.

Quelle: Bundesministerium für Gesundheit (BMG), Referat 524 „Nationales Gesundheitsportal“ (21.08.2020), https://gesund.bund.de/gesunde-ernaehrung (Stand: 28.09.2021)