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10.03.2025
Kategorie: Pflege im häuslichen Umfeld
Umgang mit herausforderndem Verhalten bei Pflegebedürftigen

Einleitung

Die Pflege eines Angehörigen kann emotional bereichernd sein, stellt aber oft auch eine große Herausforderung dar – insbesondere, wenn herausforderndes Verhalten auftritt. Dies kann sich in Aggression, Unruhe, Widerstand gegen Pflege oder Verwirrtheit äußern. Besonders häufig tritt solches Verhalten bei Menschen mit Demenz, psychischen Erkrankungen oder neurologischen Störungen auf.

Für pflegende Angehörige kann es belastend sein, wenn der geliebte Mensch plötzlich anders reagiert als gewohnt. Wichtig ist zu verstehen, dass dieses Verhalten nicht persönlich gemeint ist, sondern oft Ausdruck von Angst, Überforderung oder einem unerfüllten Bedürfnis ist.

In diesem Artikel erfahren Sie:
Welche Formen herausfordernden Verhaltens es gibt
Wie Sie am besten darauf reagieren können
Welche Strategien helfen, um Eskalationen zu vermeiden
Welche Unterstützungsmöglichkeiten es für Angehörige gibt


1. Was ist herausforderndes Verhalten?

Herausforderndes Verhalten ist jede Form von Reaktion, die von der Norm abweicht und für das Umfeld schwer verständlich oder belastend ist. Dazu gehören:

Aggressivität: Verbale oder körperliche Angriffe auf Pflegepersonen
Widerstand gegen Pflege: Ablehnung von Hilfestellungen beim Waschen, Anziehen oder Essen
Unruhe und Umherwandern: Rastlosigkeit, vor allem bei Demenzpatienten
Schreien oder lautstarkes Verhalten: Oft ohne erkennbaren Grund, besonders nachts
Paranoide oder misstrauische Gedanken: Das Gefühl, bestohlen oder verfolgt zu werden
Häufige Stimmungswechsel: Plötzliche Gereiztheit, Wut oder Weinkrämpfe

📌 Fakt: Etwa 80 % der Menschen mit Demenz zeigen im Verlauf der Erkrankung herausforderndes Verhalten.


2. Ursachen für herausforderndes Verhalten

Herausforderndes Verhalten hat meist einen tieferliegenden Grund. Es ist wichtig, diesen zu erkennen, um angemessen darauf reagieren zu können.

2.1 Körperliche Ursachen

Schmerzen oder Unwohlsein (z. B. Zahnschmerzen, Infektionen, Verstopfung)
Medikamentennebenwirkungen (Schlafmittel, Beruhigungsmittel oder Psychopharmaka)
Hunger, Durst oder Müdigkeit
Sensorische Überforderung (zu viel Lärm, Licht, Hektik)

2.2 Psychische Ursachen

Angst oder Unsicherheit
Depression oder Vereinsamung
Überforderung durch Veränderungen (z. B. Umzug ins Pflegeheim)

2.3 Kognitive Ursachen (Demenz, neurologische Erkrankungen)

Verwirrung durch Orientierungsprobleme
Probleme beim Verstehen von Sprache oder Situationen
Vergesslichkeit führt zu Frustration und Unsicherheit

📌 Tipp: Wenn herausforderndes Verhalten plötzlich auftritt, sollte zunächst geprüft werden, ob eine körperliche Ursache (z. B. Infektion, Schmerzen) vorliegt.


3. Strategien für den Umgang mit herausforderndem Verhalten

3.1 Ruhig bleiben und Geduld bewahren

✔ Reagieren Sie ruhig und verständnisvoll, auch wenn die Situation schwierig ist.
Vermeiden Sie Diskussionen, die zu mehr Verwirrung führen könnten.
✔ Atmen Sie tief durch und lassen Sie sich nicht provozieren.

3.2 Ursachen herausfinden und Bedürfnisse erkennen

✔ Fragen Sie sich: „Was könnte mein Angehöriger gerade brauchen?“
✔ Überlegen Sie, ob Schmerzen, Hunger, Durst oder ein anderes Problem vorliegen.
✔ Sorgen Sie für eine ruhige Umgebung ohne zu viele Reize.

3.3 Pflegeabläufe anpassen

Wenn Widerstand bei der Körperpflege auftritt: Versuchen Sie, eine angenehmere Atmosphäre zu schaffen (z. B. Musik, warme Raumtemperatur).
Wenn Unruhe auftritt: Eine klare Tagesstruktur hilft, Sicherheit zu vermitteln.
Wenn Wut oder Aggression auftritt: Versuchen Sie, das Thema zu wechseln oder eine Pause einzulegen.

📌 Tipp: Ablenkung und Humor können helfen, Spannungen zu lösen.


4. Spezielle Tipps für häufige Verhaltensweisen

4.1 Aggression und Wut

Nicht provozieren lassen und sich selbst schützen
Distanz wahren und nicht in die persönliche Zone eindringen
Beruhigend sprechen und auf eine niedrigere Stimmlage achten
Körperkontakt vermeiden, wenn dies die Situation verschärft

4.2 Unruhe und Umherwandern

✔ Sorgen Sie für ausreichende Bewegung und Beschäftigung tagsüber.
Türen sichern, aber keine Einsperrung – lieber Orientierungshilfen bieten.
Eine Notiz oder Erinnerung am Ausgang platzieren, falls der Betroffene vergisst, wo er ist.

4.3 Misstrauen und Paranoia

Beschuldigungen nicht persönlich nehmen (z. B. „Du hast meine Sachen gestohlen!“).
Versichern Sie dem Pflegebedürftigen, dass er in Sicherheit ist.
✔ Vermeiden Sie es, den Betroffenen vom Gegenteil überzeugen zu wollen.

4.4 Nächtliches Schreien oder Unruhe

Regelmäßige Schlafenszeiten einhalten.
Koffein und zu viel Flüssigkeit am Abend vermeiden.
✔ Ein Nachtlicht oder beruhigende Musik kann helfen.

📌 Tipp: Dokumentieren Sie auffälliges Verhalten – so können Muster erkannt und Lösungen gefunden werden.


5. Unterstützung für Angehörige: Entlastung und Beratung

5.1 Pflegekurse und Beratungsstellen

Pflegestützpunkte und Pflegekassen bieten kostenlose Beratung.
Spezielle Demenzkurse helfen, den Umgang mit herausforderndem Verhalten zu lernen.

5.2 Verhinderungspflege und Kurzzeitpflege

Bis zu 1.685 € pro Jahr für Verhinderungspflege zur Entlastung.
Kurzzeitpflege mit bis zu 1.854 € jährlich ermöglicht eine temporäre Unterbringung in einem Pflegeheim.
Ab Juli 2025: Beide Leistungen können flexibel im Gemeinsamen Jahresbetrag von 3.539 € kombiniert werden.

5.3 Unterstützung durch ambulante Pflegedienste

Tagespflege oder Nachtpflege entlastet Angehörige stundenweise.
Betreuungsgruppen für Demenzkranke helfen bei Unruhe und fördern soziale Kontakte.

📌 Tipp: Nutzen Sie den Entlastungsbetrag von 131 € pro Monat, um Hilfe im Alltag zu finanzieren.


6. Fazit: Verständnis und Entlastung sind der Schlüssel

Herausforderndes Verhalten kann für pflegende Angehörige belastend sein, doch mit Verständnis, Geduld und den richtigen Strategien kann der Umgang erleichtert werden.

Versuchen Sie, die Ursache für das Verhalten zu erkennen.
Passen Sie die Pflege an die Bedürfnisse des Betroffenen an.
Nutzen Sie Unterstützung und Entlastungsangebote, um selbst gesund zu bleiben.

💡 Tipp: Lassen Sie sich nicht allein mit den Herausforderungen der Pflege. Es gibt viele Angebote, die helfen können – nehmen Sie sie in Anspruch!