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06.04.2025
Kategorie: Pflegende Angehörige Demenz & Alterserkrankungen
Parkinson im Alltag: Tipps für Angehörige im Umgang mit Betroffenen

Einleitung

Die Diagnose Parkinson ist für Betroffene ein tiefer Einschnitt – und auch für Angehörige beginnt ein neuer Alltag voller Fragen, Sorgen und Herausforderungen. Die chronisch fortschreitende neurologische Erkrankung verändert Bewegungsabläufe, das Denken, die Sprache und häufig auch das emotionale Erleben.

Doch mit Wissen, Verständnis und praktischer Unterstützung können pflegende Angehörige einen entscheidenden Beitrag dazu leisten, dass Menschen mit Parkinson möglichst lange selbstständig, aktiv und würdevoll leben können.

In diesem Beitrag erfahren Sie:
✔ Was Parkinson ist und wie sich die Erkrankung äußert
✔ Wie Sie als Angehörige den Alltag erleichtern können
✔ Welche Unterstützung wichtig ist – körperlich, emotional und sozial
✔ Welche Hilfen und Leistungen zur Verfügung stehen


1. Was ist Parkinson? Ein Überblick für Angehörige

Morbus Parkinson ist eine neurodegenerative Erkrankung des zentralen Nervensystems, bei der bestimmte Nervenzellen in der Substantia nigra im Gehirn absterben. Diese Zellen produzieren den Botenstoff Dopamin, der für Bewegungssteuerung und Motivation wichtig ist.

Typische Symptome:

📌 Parkinson verläuft schleichend – oft entwickeln sich die Beschwerden über viele Jahre.


2. Verständnis und Geduld: Der wichtigste Anfang

Menschen mit Parkinson verlieren im Verlauf nicht nur an Beweglichkeit, sondern auch an Spontaneität. Die Sprechweise wird leiser, Bewegungen werden kleiner, Reaktionen langsamer.

Was Angehörige wissen sollten:

✔ Parkinson-Betroffene können vieles – aber oft nicht mehr sofort
✔ Frust oder Rückzug sind meist kein Desinteresse, sondern Ausdruck der Erkrankung
✔ Bewegung und Sprache brauchen Zeit – geben Sie sie!
✔ Humor, Geduld und gemeinsames Lachen sind die beste Medizin


3. Alltag organisieren – mit Struktur und Flexibilität

Parkinson verändert das Zeitgefühl und die Leistungsfähigkeit im Tagesverlauf. Feste Abläufe geben Sicherheit, zu starre Pläne können aber überfordern.

Tipps für einen stabilen Alltag:

Tagesstruktur schaffen, aber mit Raum für Pausen
Aktivitäten in bewegungsstarken Phasen einplanen (z. B. nach Medikamenteneinnahme)
Hilfsmittel wie Anziehhilfen, Haltegriffe oder Parkinsonbesteck einsetzen
✔ Wohnung barrierearm gestalten, Stolperfallen beseitigen
Ruhezonen schaffen, Rückzug ermöglichen


4. Bewegung und Aktivität erhalten – so viel wie möglich

Bewegung ist für Menschen mit Parkinson essenziell, um Muskelkraft, Koordination und Lebensfreude zu bewahren. Auch einfache Übungen im Sitzen oder Spaziergänge helfen.

Was Sie tun können:

✔ Tägliche Bewegung sanft anregen: kleine Spaziergänge, Radfahren, Gymnastik
✔ Bewegungsgruppen oder Physiotherapie nutzen
✔ Gehen mit Rhythmus oder Musik – das hilft bei Startproblemen
✔ Unterstützen – aber nicht entmündigen: Fordern ohne zu überfordern

📌 Parkinsonspezifische Bewegungstherapien (z. B. LSVT BIG) sind besonders wirksam und werden oft von der Kasse übernommen.


5. Kommunikation erleichtern – Sprache, Mimik, Nähe

Parkinson kann Stimme, Mimik und Sprachfluss beeinträchtigen. Gespräche werden anstrengender – für beide Seiten.

So bleiben Gespräche leichter:

✔ Deutlich, langsam sprechen – kurze Sätze, Blickkontakt halten
✔ Rückfragen stellen statt zu verbessern
✔ Berührungen, Gesten oder Bilder einbauen
✔ Nicht nur über, sondern mit dem Betroffenen sprechen
✔ Sprechtraining (Logopädie) unterstützen


6. Emotionale Nähe – trotz Rückzug

Viele Parkinson-Betroffene wirken mit der Zeit passiv, zurückhaltend oder emotional flach. Doch das bedeutet nicht, dass sie weniger fühlen.

Was hilft:

✔ Zuneigung zeigen – durch Berührung, gemeinsame Erlebnisse, Interesse
✔ Achtsamkeit für depressive Verstimmungen und Ängste
✔ Aktiv zuhören und Raum für Gefühle geben
✔ Sich nicht zurückziehen, auch wenn der Betroffene es tut

📌 Eine psychosoziale Begleitung (z. B. durch Parkinson-Selbsthilfegruppen oder Gesprächsangebote) kann Angehörige wie Betroffene stärken.


7. Pflege und Medikamente: Unterstützung richtig planen

Mit fortschreitender Erkrankung steigt der Unterstützungsbedarf. Pflege, Ernährung, Medikamenteneinnahme und Kontrolle von Nebenwirkungen werden zunehmend wichtig.

Worauf zu achten ist:

✔ Medikamente genau nach Plan geben (Wecker stellen, Dosierbox nutzen)
✔ Auf Nebenwirkungen achten (z. B. Unruhe, Schläfrigkeit, Halluzinationen)
✔ Regelmäßige Pflegeberatung und -begutachtung nutzen
✔ Pflegegrad beantragen (häufig Pflegegrad 2–4 bei Parkinson)
✔ Pflegeleistungen kombinieren (z. B. Pflegegeld + Entlastungsbetrag)


8. Entlastung für Angehörige – weil Pflege nicht allein geht

Pflegende Angehörige leisten enorm viel – oft zu viel. Wer hilft, darf auch Hilfe annehmen.

Möglichkeiten der Entlastung:

Verhinderungspflege – Ersatzpflege bei Urlaub oder Krankheit
Tagespflege – Betreuung stundenweise außer Haus
Kurzzeitpflege – vorübergehende stationäre Unterbringung
Entlastungsbetrag (131 €/Monat) – für Betreuung, Haushalt, Begleitung
Gemeinsames Entlastungsbudget (ab 1. Juli 2025) – flexibel nutzbar bis zu 3.539 €/Jahr

📌 Pflegekassen und Pflegestützpunkte beraten individuell und helfen bei Anträgen.


9. Fazit: Mit Wissen, Empathie und Unterstützung gemeinsam stark

Parkinson verändert das Leben – aber es nimmt nicht alles. Als Angehörige können Sie dazu beitragen, dass das Leben trotz Krankheit lebenswert bleibt.

✔ Geben Sie Zeit, Vertrauen und Verständnis
✔ Fördern Sie Bewegung, Selbstständigkeit und Gespräche
✔ Sorgen Sie für Entlastung – für beide Seiten
✔ Und vergessen Sie nicht: Auch Sie dürfen Hilfe annehmen

💡 Tipp: Auf PflegePur finden Sie praxisnahe Informationen, Checklisten und Unterstützung – für einen alltagstauglichen Umgang mit Parkinson und viele andere Pflegethemen.