Die Diagnose Parkinson ist für Betroffene ein tiefer Einschnitt – und auch für Angehörige beginnt ein neuer Alltag voller Fragen, Sorgen und Herausforderungen. Die chronisch fortschreitende neurologische Erkrankung verändert Bewegungsabläufe, das Denken, die Sprache und häufig auch das emotionale Erleben.
Doch mit Wissen, Verständnis und praktischer Unterstützung können pflegende Angehörige einen entscheidenden Beitrag dazu leisten, dass Menschen mit Parkinson möglichst lange selbstständig, aktiv und würdevoll leben können.
In diesem Beitrag erfahren Sie:
✔ Was Parkinson ist und wie sich die Erkrankung äußert
✔ Wie Sie als Angehörige den Alltag erleichtern können
✔ Welche Unterstützung wichtig ist – körperlich, emotional und sozial
✔ Welche Hilfen und Leistungen zur Verfügung stehen
Morbus Parkinson ist eine neurodegenerative Erkrankung des zentralen Nervensystems, bei der bestimmte Nervenzellen in der Substantia nigra im Gehirn absterben. Diese Zellen produzieren den Botenstoff Dopamin, der für Bewegungssteuerung und Motivation wichtig ist.
Zittern (Tremor) in Ruhe
Muskelsteifheit (Rigor)
Verlangsamung der Bewegung (Bradykinese)
Gangunsicherheit und Sturzgefahr
Schluck-, Sprech- und Gleichgewichtsstörungen
Stimmungsschwankungen, Depression, Demenz im Verlauf möglich
📌 Parkinson verläuft schleichend – oft entwickeln sich die Beschwerden über viele Jahre.
Menschen mit Parkinson verlieren im Verlauf nicht nur an Beweglichkeit, sondern auch an Spontaneität. Die Sprechweise wird leiser, Bewegungen werden kleiner, Reaktionen langsamer.
✔ Parkinson-Betroffene können vieles – aber oft nicht mehr sofort
✔ Frust oder Rückzug sind meist kein Desinteresse, sondern Ausdruck der Erkrankung
✔ Bewegung und Sprache brauchen Zeit – geben Sie sie!
✔ Humor, Geduld und gemeinsames Lachen sind die beste Medizin
Parkinson verändert das Zeitgefühl und die Leistungsfähigkeit im Tagesverlauf. Feste Abläufe geben Sicherheit, zu starre Pläne können aber überfordern.
✔ Tagesstruktur schaffen, aber mit Raum für Pausen
✔ Aktivitäten in bewegungsstarken Phasen einplanen (z. B. nach Medikamenteneinnahme)
✔ Hilfsmittel wie Anziehhilfen, Haltegriffe oder Parkinsonbesteck einsetzen
✔ Wohnung barrierearm gestalten, Stolperfallen beseitigen
✔ Ruhezonen schaffen, Rückzug ermöglichen
Bewegung ist für Menschen mit Parkinson essenziell, um Muskelkraft, Koordination und Lebensfreude zu bewahren. Auch einfache Übungen im Sitzen oder Spaziergänge helfen.
✔ Tägliche Bewegung sanft anregen: kleine Spaziergänge, Radfahren, Gymnastik
✔ Bewegungsgruppen oder Physiotherapie nutzen
✔ Gehen mit Rhythmus oder Musik – das hilft bei Startproblemen
✔ Unterstützen – aber nicht entmündigen: Fordern ohne zu überfordern
📌 Parkinsonspezifische Bewegungstherapien (z. B. LSVT BIG) sind besonders wirksam und werden oft von der Kasse übernommen.
Parkinson kann Stimme, Mimik und Sprachfluss beeinträchtigen. Gespräche werden anstrengender – für beide Seiten.
✔ Deutlich, langsam sprechen – kurze Sätze, Blickkontakt halten
✔ Rückfragen stellen statt zu verbessern
✔ Berührungen, Gesten oder Bilder einbauen
✔ Nicht nur über, sondern mit dem Betroffenen sprechen
✔ Sprechtraining (Logopädie) unterstützen
Viele Parkinson-Betroffene wirken mit der Zeit passiv, zurückhaltend oder emotional flach. Doch das bedeutet nicht, dass sie weniger fühlen.
✔ Zuneigung zeigen – durch Berührung, gemeinsame Erlebnisse, Interesse
✔ Achtsamkeit für depressive Verstimmungen und Ängste
✔ Aktiv zuhören und Raum für Gefühle geben
✔ Sich nicht zurückziehen, auch wenn der Betroffene es tut
📌 Eine psychosoziale Begleitung (z. B. durch Parkinson-Selbsthilfegruppen oder Gesprächsangebote) kann Angehörige wie Betroffene stärken.
Mit fortschreitender Erkrankung steigt der Unterstützungsbedarf. Pflege, Ernährung, Medikamenteneinnahme und Kontrolle von Nebenwirkungen werden zunehmend wichtig.
✔ Medikamente genau nach Plan geben (Wecker stellen, Dosierbox nutzen)
✔ Auf Nebenwirkungen achten (z. B. Unruhe, Schläfrigkeit, Halluzinationen)
✔ Regelmäßige Pflegeberatung und -begutachtung nutzen
✔ Pflegegrad beantragen (häufig Pflegegrad 2–4 bei Parkinson)
✔ Pflegeleistungen kombinieren (z. B. Pflegegeld + Entlastungsbetrag)
Pflegende Angehörige leisten enorm viel – oft zu viel. Wer hilft, darf auch Hilfe annehmen.
✔ Verhinderungspflege – Ersatzpflege bei Urlaub oder Krankheit
✔ Tagespflege – Betreuung stundenweise außer Haus
✔ Kurzzeitpflege – vorübergehende stationäre Unterbringung
✔ Entlastungsbetrag (131 €/Monat) – für Betreuung, Haushalt, Begleitung
✔ Gemeinsames Entlastungsbudget (ab 1. Juli 2025) – flexibel nutzbar bis zu 3.539 €/Jahr
📌 Pflegekassen und Pflegestützpunkte beraten individuell und helfen bei Anträgen.
Parkinson verändert das Leben – aber es nimmt nicht alles. Als Angehörige können Sie dazu beitragen, dass das Leben trotz Krankheit lebenswert bleibt.
✔ Geben Sie Zeit, Vertrauen und Verständnis
✔ Fördern Sie Bewegung, Selbstständigkeit und Gespräche
✔ Sorgen Sie für Entlastung – für beide Seiten
✔ Und vergessen Sie nicht: Auch Sie dürfen Hilfe annehmen
💡 Tipp: Auf PflegePur finden Sie praxisnahe Informationen, Checklisten und Unterstützung – für einen alltagstauglichen Umgang mit Parkinson und viele andere Pflegethemen.