Ein praktischer Leitfaden für Sicherheit, Komfort und Entlastung im Pflegealltag
Einleitung: Richtiges Lagern – ein oft unterschätzter Pflegebaustein
Die Lagerung pflegebedürftiger Menschen ist ein zentraler Bestandteil der häuslichen Pflege. Sie dient nicht nur dem Komfort, sondern ist auch entscheidend für die Vermeidung von Folgeerkrankungen, wie Dekubitus (Druckgeschwüre), Muskelverkürzungen oder Lungenentzündungen.
Doch gerade pflegende Angehörige stehen hier oft vor großen Herausforderungen: Wie lagere ich richtig? Was brauche ich dafür? Wie schütze ich den Rücken?
Dieser Artikel zeigt dir, wie du Lagerungstechniken sicher und effektiv einsetzt – und dabei dich selbst nicht überlastest.
1. Warum ist Lagerung so wichtig?
Pflegebedürftige, die ihre Lage nicht selbstständig verändern können, sind auf externe Unterstützung angewiesen. Fehlt diese, kann es zu schmerzhaften und gefährlichen Komplikationen kommen.
Ziele der Lagerung:
📌 Wusstest du? Schon 2 Stunden in derselben Position können bei Risikopatient:innen ausreichen, um Druckgeschwüre entstehen zu lassen.
2. Voraussetzungen für sicheres Lagern
Bevor du mit Lagerungsmaßnahmen beginnst, solltest du Folgendes sicherstellen:
Umgebung:
Hilfsmittel:
Pflegebedürftige Person:
3. Grundprinzipien der Lagerung
Bevor wir in die Techniken einsteigen, hier die wichtigsten Grundsätze:
✔ Druckverteilung: Kein Körperteil darf dauerhaft zu stark belastet werden
✔ Wahrnehmung fördern: Positionen regelmäßig ändern
✔ Stabilität: Die Person darf nicht ins Hohlkreuz fallen oder kippen
✔ Komfort: Lagerung darf nicht unangenehm oder einschnürend sein
✔ Eigenaktivität fördern, wo möglich: Hilfe zur Selbsthilfe
4. Die wichtigsten Lagerungstechniken im Überblick
🔄 1. 30°-Seitenlagerung
Ideal zur Dekubitusprophylaxe und als Standardlagerung bei Pflegebedürftigen mit eingeschränkter Mobilität.
So geht’s:
📌 Wechsel alle 2–3 Stunden empfohlen!
↔️ 2. 135°-Lagerung (Schräglage)
Wird z. B. in der Dekubitusbehandlung eingesetzt – die Person liegt fast auf dem Bauch.
Vorteile:
Wichtig:
Diese Technik erfordert Erfahrung und sollte nur nach Einweisung angewendet werden.
😴 3. Rückenlagerung mit Kissenunterstützung
Klassische Position – z. B. bei Schlaf, Ruhe oder Immobilität.
Tipps:
🦵 4. Beinhochlagerung
Fördert die Durchblutung und hilft bei geschwollenen Beinen oder Venenproblemen.
So geht’s:
↗️ 5. Oberkörperhochlagerung (z. B. 45°)
Hilft bei Atemnot, Reflux oder Herzinsuffizienz.
Hinweise:
5. Lagerungsplan – sinnvoll bei täglicher Pflege
Wenn du täglich pflegst, ist es hilfreich, einen Lagerungsplan zu erstellen:
Uhrzeit |
Lagerungsart |
Ziel |
8:00 |
Rückenlagerung |
Ruhephase nach Frühstück |
10:30 |
30°-Lagerung rechts |
Druckentlastung, Aktivierung |
13:00 |
Oberkörperhochlagerung |
Essen, Kommunikation |
15:30 |
30°-Lagerung links |
Dekubitusprophylaxe |
18:00 |
Rückenlagerung |
Ruhe, Entspannung |
So verhinderst du Druckstellen und unterstützt die natürlichen Körperfunktionen.
6. Rückenschonend lagern – so schützt du dich selbst
Pflegende Angehörige sind oft großen körperlichen Belastungen ausgesetzt. Deshalb ist die richtige Technik entscheidend!
Tipps zur Selbstentlastung:
✔ Immer in die Hocke gehen, nicht aus dem Rücken heben
✔ Gewichtsverlagerung nutzen
✔ Gleitmatten oder Hilfe durch zweite Person einsetzen
✔ Regelmäßig Rückenschule oder Pflegekurse besuchen
💡 Tipp: Viele Krankenkassen bieten kostenlose Pflegekurse an – auch mit Fokus auf rückenschonende Techniken.
7. Pflegehilfsmittel für die Lagerung
Diese Hilfsmittel können die Lagerung sicherer und einfacher machen:
📦 Pflegehilfsmittel zum Verbrauch (z. B. Einmalunterlagen) gibt es übrigens monatlich kostenlos
8. Fazit: Lagerungstechniken gezielt einsetzen – für mehr Sicherheit und Wohlbefinden
Richtiges Lagern ist keine Nebensache – es ist aktive Pflege, Prävention und Entlastung zugleich.
Mit dem richtigen Wissen, einfachen Hilfsmitteln und etwas Übung kannst du als pflegende:r Angehörige:r viel bewirken:
✔ Weniger Schmerzen
✔ Weniger Komplikationen
✔ Mehr Wohlbefinden
✔ Weniger Belastung für dich selbst