Chronische Schmerzen sind für viele Pflegebedürftige ein ständiger Begleiter. Anders als akute Schmerzen, die eine vorübergehende Ursache haben, bleiben chronische Schmerzen oft dauerhaft bestehen – und beeinflussen den Alltag, die Stimmung und die Lebensqualität erheblich.
Für Pflegekräfte und Angehörige bedeutet das: Schmerz ist nicht immer sichtbar – aber er ist real. Wer pflegt, muss lernen, Schmerzen zu erkennen, zu lindern und einfühlsam damit umzugehen. Dabei helfen nicht nur Medikamente, sondern auch ganzheitliche Maßnahmen, die Körper und Seele entlasten.
In diesem Beitrag zeigen wir:
✔ Was chronische Schmerzen sind und wie sie sich äußern
✔ Wie pflegende Angehörige und Pflegekräfte unterstützen können
✔ Welche medikamentösen und nicht-medikamentösen Therapien helfen
✔ Welche Rolle Kommunikation, Aktivierung und Pflegeorganisation spielen
Chronische Schmerzen dauern länger als drei bis sechs Monate und bestehen oft unabhängig von einer akuten Ursache fort. Sie können verschiedene Ursachen haben – etwa Erkrankungen wie Arthrose, Osteoporose, Diabetes, Nervenschäden, Tumore oder auch rheumatische Leiden.
Dauerschmerzen oder immer wiederkehrende Schmerzen
Oft nicht genau lokalisierbar
Können Bewegung, Schlaf, Appetit und Konzentration beeinträchtigen
Häufig begleitet von Depression, Angst oder sozialem Rückzug
Werden subjektiv erlebt – Schmerz ist, was der Betroffene sagt
📌 Wichtig: Schmerzempfinden ist individuell. Es gibt keinen "objektiven Maßstab" für Schmerz.
Viele pflegebedürftige Menschen sprechen nicht offen über ihre Schmerzen – aus Scham, Angst vor Medikamenten oder weil sie denken, es gehöre "zum Alter dazu".
✔ Gequälter Gesichtsausdruck, Verkrampfung
✔ Vermeidung bestimmter Bewegungen
✔ Schlafstörungen, Unruhe oder plötzliche Reizbarkeit
✔ Rückzug aus Gesprächen oder Aktivitäten
✔ Veränderungen im Essverhalten
📌 Bei Menschen mit Demenz ist besondere Achtsamkeit nötig – sie können Schmerzen oft nicht mehr verbalisieren.
✔ Schmerzen ernst nehmen, ohne zu bagatellisieren
✔ Zuhören, beobachten, dokumentieren
✔ Vertrauen aufbauen – ein sicherer Rahmen lindert oft schon
✔ Schonende Bewegungsunterstützung
✔ Positionierung zur Druckentlastung (z. B. bei Dekubitusgefahr)
✔ Hilfe bei Belastungsspitzen (z. B. beim Aufstehen, Toilettengang)
✔ Schmerztagebuch führen
✔ Schmerzskalen (z. B. Numerische Rating-Skala, Gesichtsskalen) einsetzen
✔ Rückmeldung an Arzt oder Schmerztherapeuten geben
Schmerzmittel (Analgetika) sind ein wichtiger Bestandteil im Umgang mit chronischen Schmerzen. Sie sollten jedoch individuell dosiert, regelmäßig überprüft und mit Bedacht eingesetzt werden.
Nicht-opioide Analgetika: Paracetamol, Metamizol, Ibuprofen
Schwache Opioide: Tramadol, Tilidin
Starke Opioide: Morphin, Fentanyl
Koanalgetika: Antidepressiva, Antikonvulsiva (z. B. bei Nervenschmerzen)
✔ Einnahme regelmäßig und korrekt sicherstellen
✔ Auf Nebenwirkungen achten (z. B. Verstopfung, Müdigkeit)
✔ Veränderungen dokumentieren und weitergeben
📌 Medikamentenpflaster oder Retardpräparate erleichtern die Anwendung bei Pflegebedürftigen.
Neben Medikamenten gibt es viele ergänzende Maßnahmen, die Schmerzen lindern und Wohlbefinden steigern – oft sogar wirksamer in Kombination.
✔ Wärmeanwendungen (z. B. Wärmflasche, Wärmesalbe, Kirschkernkissen)
✔ Kälteanwendungen (z. B. bei akuten Entzündungen)
✔ Massagen, TENS-Geräte (Elektrostimulation)
✔ Krankengymnastik, Ergotherapie
✔ Gespräche, Zuwendung, Berührung
✔ Musiktherapie, Aromatherapie, Entspannungsübungen
✔ Humor, Aktivierung, Erinnerungsarbeit
✔ Naturerleben – z. B. im Garten, auf dem Balkon
📌 Studien zeigen: Eine gute Beziehung zur Pflegeperson kann Schmerzen messbar reduzieren.
Chronische Schmerzen lassen sich oft nicht vollständig ausschalten – aber sie können kontrollierbar gemacht werden. Ziel ist es, den Alltag so zu gestalten, dass Menschen trotz Schmerzen aktiv und selbstbestimmt leben können.
✔ Tagesstruktur und Rituale – geben Sicherheit
✔ Angepasste Bewegung – fördert Durchblutung und Selbstwirksamkeit
✔ Mitbestimmung – Pflegebedürftige in Entscheidungen einbeziehen
✔ Schmerzarmut statt Schmerzfreiheit – realistische Ziele setzen
Chronische Schmerzen führen oft zu einer Pflegebedürftigkeit. Folgende Leistungen können dann unterstützen:
Pflegegrad | Pflegegeld | Pflegesachleistungen |
---|---|---|
2 | 347 € | 796 € |
3 | 599 € | 1.497 € |
4 | 800 € | 1.859 € |
5 | 990 € | 2.299 € |
Entlastungsbetrag: 131 €/Monat für z. B. Alltagsbegleitung
Verhinderungs- und Kurzzeitpflege: ab Juli 2025 zusammengefasst im Entlastungsbudget (3.539 €/Jahr)
Hilfsmittel: Lagerungskissen, Pflegebett, Gehstützen etc.
Pflegeberatung auf Rezept – bei chronischen Schmerzen sehr sinnvoll!
Chronische Schmerzen stellen Pflegebedürftige wie Pflegende vor tägliche Herausforderungen. Doch mit Empathie, Fachwissen und gezielter Unterstützung lässt sich viel erreichen.
✔ Schmerz erkennen – auch ohne Worte
✔ Medikamente und Pflege gezielt kombinieren
✔ Nicht-medikamentöse Hilfe nicht unterschätzen
✔ Lebensqualität in den Mittelpunkt stellen
💡 Tipp: PflegePur bietet verständliche Informationen, praktische Tipps, Vorlagen und Beratungsangebote – für einen würdevollen und leichteren Umgang mit Schmerzen im Pflegealltag.