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08.04.2025
Kategorie: Pflegewissen & Ratgeber
Alltag mit chronischen Schmerzen: Unterstützende Maßnahmen im Pflegekontext

Einleitung

Chronische Schmerzen sind für viele Pflegebedürftige ein ständiger Begleiter. Anders als akute Schmerzen, die eine vorübergehende Ursache haben, bleiben chronische Schmerzen oft dauerhaft bestehen – und beeinflussen den Alltag, die Stimmung und die Lebensqualität erheblich.

Für Pflegekräfte und Angehörige bedeutet das: Schmerz ist nicht immer sichtbar – aber er ist real. Wer pflegt, muss lernen, Schmerzen zu erkennen, zu lindern und einfühlsam damit umzugehen. Dabei helfen nicht nur Medikamente, sondern auch ganzheitliche Maßnahmen, die Körper und Seele entlasten.

In diesem Beitrag zeigen wir:
✔ Was chronische Schmerzen sind und wie sie sich äußern
✔ Wie pflegende Angehörige und Pflegekräfte unterstützen können
✔ Welche medikamentösen und nicht-medikamentösen Therapien helfen
✔ Welche Rolle Kommunikation, Aktivierung und Pflegeorganisation spielen


1. Was sind chronische Schmerzen?

Chronische Schmerzen dauern länger als drei bis sechs Monate und bestehen oft unabhängig von einer akuten Ursache fort. Sie können verschiedene Ursachen haben – etwa Erkrankungen wie Arthrose, Osteoporose, Diabetes, Nervenschäden, Tumore oder auch rheumatische Leiden.

Typische Merkmale chronischer Schmerzen:

📌 Wichtig: Schmerzempfinden ist individuell. Es gibt keinen "objektiven Maßstab" für Schmerz.


2. Schmerz erkennen – auch ohne Worte

Viele pflegebedürftige Menschen sprechen nicht offen über ihre Schmerzen – aus Scham, Angst vor Medikamenten oder weil sie denken, es gehöre "zum Alter dazu".

Anzeichen für Schmerzen bei Pflegebedürftigen:

✔ Gequälter Gesichtsausdruck, Verkrampfung
✔ Vermeidung bestimmter Bewegungen
✔ Schlafstörungen, Unruhe oder plötzliche Reizbarkeit
✔ Rückzug aus Gesprächen oder Aktivitäten
✔ Veränderungen im Essverhalten

📌 Bei Menschen mit Demenz ist besondere Achtsamkeit nötig – sie können Schmerzen oft nicht mehr verbalisieren.


3. Aufgaben der Pflege im Umgang mit chronischen Schmerzen

3.1 Empathische Zuwendung

✔ Schmerzen ernst nehmen, ohne zu bagatellisieren
✔ Zuhören, beobachten, dokumentieren
✔ Vertrauen aufbauen – ein sicherer Rahmen lindert oft schon

3.2 Unterstützung bei Mobilität und Alltagsaktivitäten

✔ Schonende Bewegungsunterstützung
✔ Positionierung zur Druckentlastung (z. B. bei Dekubitusgefahr)
✔ Hilfe bei Belastungsspitzen (z. B. beim Aufstehen, Toilettengang)

3.3 Pflegeanamnese und Schmerzskalen nutzen

✔ Schmerztagebuch führen
✔ Schmerzskalen (z. B. Numerische Rating-Skala, Gesichtsskalen) einsetzen
✔ Rückmeldung an Arzt oder Schmerztherapeuten geben


4. Medikamentöse Schmerztherapie – was ist möglich?

Schmerzmittel (Analgetika) sind ein wichtiger Bestandteil im Umgang mit chronischen Schmerzen. Sie sollten jedoch individuell dosiert, regelmäßig überprüft und mit Bedacht eingesetzt werden.

Häufig eingesetzte Medikamente:

Wichtig in der Pflege:

✔ Einnahme regelmäßig und korrekt sicherstellen
✔ Auf Nebenwirkungen achten (z. B. Verstopfung, Müdigkeit)
✔ Veränderungen dokumentieren und weitergeben

📌 Medikamentenpflaster oder Retardpräparate erleichtern die Anwendung bei Pflegebedürftigen.


5. Nicht-medikamentöse Maßnahmen zur Schmerzlinderung

Neben Medikamenten gibt es viele ergänzende Maßnahmen, die Schmerzen lindern und Wohlbefinden steigern – oft sogar wirksamer in Kombination.

5.1 Physikalische Maßnahmen:

✔ Wärmeanwendungen (z. B. Wärmflasche, Wärmesalbe, Kirschkernkissen)
✔ Kälteanwendungen (z. B. bei akuten Entzündungen)
✔ Massagen, TENS-Geräte (Elektrostimulation)
✔ Krankengymnastik, Ergotherapie

5.2 Psychosoziale Maßnahmen:

✔ Gespräche, Zuwendung, Berührung
✔ Musiktherapie, Aromatherapie, Entspannungsübungen
✔ Humor, Aktivierung, Erinnerungsarbeit
✔ Naturerleben – z. B. im Garten, auf dem Balkon

📌 Studien zeigen: Eine gute Beziehung zur Pflegeperson kann Schmerzen messbar reduzieren.


6. Lebensqualität trotz Schmerzen – das ist möglich

Chronische Schmerzen lassen sich oft nicht vollständig ausschalten – aber sie können kontrollierbar gemacht werden. Ziel ist es, den Alltag so zu gestalten, dass Menschen trotz Schmerzen aktiv und selbstbestimmt leben können.

Wichtige Elemente dabei:

Tagesstruktur und Rituale – geben Sicherheit
Angepasste Bewegung – fördert Durchblutung und Selbstwirksamkeit
Mitbestimmung – Pflegebedürftige in Entscheidungen einbeziehen
Schmerzarmut statt Schmerzfreiheit – realistische Ziele setzen


7. Leistungen und Hilfen im Pflegekontext

Chronische Schmerzen führen oft zu einer Pflegebedürftigkeit. Folgende Leistungen können dann unterstützen:

Pflegeleistungen (2025):

Pflegegrad Pflegegeld Pflegesachleistungen
2 347 € 796 €
3 599 € 1.497 €
4 800 € 1.859 €
5 990 € 2.299 €

Weitere Entlastungen:


8. Fazit: Gemeinsam gegen den Schmerz

Chronische Schmerzen stellen Pflegebedürftige wie Pflegende vor tägliche Herausforderungen. Doch mit Empathie, Fachwissen und gezielter Unterstützung lässt sich viel erreichen.

✔ Schmerz erkennen – auch ohne Worte
✔ Medikamente und Pflege gezielt kombinieren
✔ Nicht-medikamentöse Hilfe nicht unterschätzen
✔ Lebensqualität in den Mittelpunkt stellen

💡 Tipp: PflegePur bietet verständliche Informationen, praktische Tipps, Vorlagen und Beratungsangebote – für einen würdevollen und leichteren Umgang mit Schmerzen im Pflegealltag.